Expired Domains im SEO: Lohnt sich der Neustart mit alten Webseiten?

Als SEO-Experte mit über 15 Jahren Erfahrung habe ich viele Projekte kommen und gehen sehen – manche starten bei null, andere setzen auf einen Trick: Expired Domains. Also Domains, die früher aktiv waren, inzwischen aber nicht mehr genutzt werden. Der Gedanke dahinter ist einfach: Wer eine alte Domain übernimmt, übernimmt auch ihren Ruf – und das kann ein echter Turbo sein. Doch lohnt sich das wirklich? In diesem Beitrag zeige ich dir, was hinter Expired Domains steckt, wann sie sinnvoll sind – und wann du besser die Finger davon lässt.

Was sind Expired Domains überhaupt?

Symbolbild: Abgelaufene Domain als digitales Grab mit verblasster Webseite

Wenn eine Domain nicht rechtzeitig verlängert wird, fällt sie irgendwann aus dem Besitz des ursprünglichen Inhabers heraus. Sie wird „frei“ – und kann theoretisch von jedem neu registriert werden. Solche Domains nennt man Expired Domains. Viele davon haben bereits Inhalte gehostet, wurden verlinkt und von Google indexiert – und genau das macht sie für SEO interessant.

Doch bevor du dich auf die Suche machst, solltest du den Ablauf und die Begriffe dahinter verstehen.

Ablauf eines Domain-Verfalls

Wenn jemand eine Domain nicht verlängert (z. B. bei Strato, Ionos, GoDaddy etc.), durchläuft sie mehrere Phasen:

  1. Grace Period (meist 0–30 Tage): Der alte Besitzer kann noch verlängern.
  2. Redemption Period: Die Domain wird deaktiviert, aber ist weiterhin nicht öffentlich.
  3. Pending Delete: Jetzt wird sie zur Löschung freigegeben.
  4. Drop: Die Domain ist wieder frei – wer schnell ist, kann sie registrieren.

SEOs nutzen spezielle Tools oder Anbieter, um solche „Drops“ automatisiert abzufangen.

Unterschied zu „geparkten“ oder „abgelaufenen“ Domains

Viele verwechseln Expired Domains mit:

  • Geparkten Domains: Noch registriert, aber ohne Inhalte (nur Werbeseite o. Ä.)
  • Abgelaufenen Domains: Nicht verlängert, aber bisher nicht verfügbar

Nur wenn eine Domain vollständig „gedroppt“ wurde, gilt sie als echte Expired Domain – und kann dir unter Umständen einen SEO-Vorteil bringen.

Wo man verfügbare Expired Domains findet

Auktion für Expired Domains finden

Es gibt zahlreiche Tools und Plattformen, auf denen du täglich tausende abgelaufene Domains durchsuchen kannst:

Tipp: Achte beim Durchsuchen nicht nur auf Metriken wie DR oder DA, sondern auf das Thema, Linkprofil und Historie – dazu später mehr.

Tipp aus der Praxis: Ich selbst nutze regelmäßig expireddomains.net in Kombination mit einem Ahrefs-Filter für Referring Domains und Ankertexte. So finde ich schnell themenrelevante Domains mit einem sauberen Linkprofil. Besonders spannend: Viele „versteckte Perlen“ haben gar kein hohes DA, aber starke kontextuelle Backlinks – genau darauf kommt es an.

Warum SEOs auf Expired Domains setzen

Auf den ersten Blick wirkt es fast zu einfach: Man übernimmt eine alte Domain – und startet mit „Rückenwind“. Genau das ist der Grund, warum viele SEOs gezielt nach Expired Domains suchen. Denn sie bringen oft Signale mit, die bei einer frischen Domain erst mühsam aufgebaut werden müssten.

Linkprofil und Trust als SEO-Boost

Gute Backlinks als Fundament deiner Domain

Wenn eine Domain schon länger im Netz existierte, hat sie mit großer Wahrscheinlichkeit Backlinks – also eingehende Links von anderen Seiten. Diese Links geben Autorität und Vertrauen weiter – genau das, was Google sehen will.

Beispiel: Eine Expired Domain mit 20 hochwertigen Backlinks von Tech-Blogs kann einen massiven SEO-Vorteil bringen – selbst wenn sie jahrelang offline war.

Aber Achtung: Nicht jeder Link ist ein guter Link. Später schauen wir uns an, wie du toxische Backlinks erkennst und vermeidest.

Schneller Indexstart dank alter History

Anzeige einer alten Domain im Google-Cache

Google „kennt“ viele dieser Domains bereits – durch vergangene Crawls, alte Inhalte oder bestehende Erwähnungen im Netz. Das kann dazu führen, dass deine neue Seite auf der Domain schneller indexiert wird und früher Rankings erzielt, als bei einer ganz neuen Domain.

Zudem sind viele dieser Domains noch im Google-Cache, in Tools wie Ahrefs sichtbar oder bei archive.org archiviert – ein Zeichen für „Historie“, das Google wahrnimmt.

Markenname oder thematische Relevanz nutzen

Manche Expired Domains haben starke Namen, die sich perfekt für ein neues Projekt eignen – z. B. keywordreiche Domains („gartenhilfe24.de“) oder ehemalige Seiten mit Branding-Potenzial.

Auch thematisch passende Domains aus dem gleichen Bereich (z. B. Ernährung, Technik, Reisen) können sinnvoll sein, um die Relevanz zu stärken – gerade wenn du nicht bei null starten willst.

Risiken & Stolperfallen

So viel Potenzial Expired Domains auch haben – sie sind kein Selbstläufer. Wer blind eine Domain kauft, riskiert, sich Altlasten einzukaufen: Spam-Links, Blackhat-Methoden oder eine verbrannte Historie. Deshalb solltest du vor dem Kauf unbedingt genau hinschauen.

Manipuliertes oder toxisches Backlink-Profil

Toxisches Linkprofil mit verdächtigen Ankertexten und Spam-Domains prüfen

Viele Expired Domains wurden gezielt für Linkbuilding missbraucht – besonders im Bereich Casino, Erotik oder dubiose Online-Shops. Das Problem: Diese toxischen Backlinks bleiben bestehen und können deine neue Seite direkt in ein schlechtes Licht rücken.

Typische Anzeichen für ein schlechtes Linkprofil:

  • Viele Spam-Domains mit unnatürlichen Ankertexten
  • Links aus Blogkommentaren, Foren-Signaturen oder ausländischen Spam-Netzwerken
  • Überdurchschnittlich viele Redirects oder PBN-Links

Tipp: Nutze Tools wie Ahrefs, Majestic oder SpamZilla, um das Linkprofil vor dem Kauf genau zu prüfen.

Negative Historie (Spam, Blackhat, schlechte Inhalte)

Screenshot aus der Vergangenheit mit unseriösem Design und Keyword-Stuffing einer Domain

Selbst wenn das Linkprofil „sauber“ aussieht, kann die Domain eine unschöne Vergangenheit haben. Google merkt sich viel – auch Spam-Inhalte, Blackhat-SEO oder Verletzungen der Richtlinien (z. B. Doorway Pages, Duplicate Content, Fake Reviews).

Was du checken solltest:

  • War die Domain in der Vergangenheit in fragwürdigen Branchen aktiv?
  • Gibt es Google Penaltys oder Hinweise auf Deindexierung?
  • Gab es rechtliche Probleme oder Abmahnungen?

Ein Blick in die Historie der Seite kann hier viel aufdecken.

Was man vor dem Kauf prüfen muss

Bevor du auch nur daran denkst, eine Expired Domain zu registrieren oder zu kaufen, solltest du dir ein klares Bild über deren Vergangenheit machen. Hier ein paar Tools und Techniken, die dir helfen:

Startseite der Wayback Machine auf archive.org – Tool zur Analyse alter Webseiten-Inhalte vor dem Kauf einer Expired Domain
  • Wayback Machine (archive.org): So sah die Seite früher aus. Prüfe Design, Inhalte & Sprache.
  • Ahrefs oder Majestic: Checke das Backlinkprofil auf Spam, Ankertexte & Authority.
  • Google-Suche: Gib „site:domainname.de“ ein – siehst du noch alte Seiten oder Einträge?
  • Blacklist-Checker: Manche Domains sind auf Mail- oder Sicherheits-Blacklists – z. B. mxtoolbox.com

Tipp: Je hochwertiger die Domain wirkt, desto wichtiger ist ein genauer Check – sonst baust du dein Projekt auf einem wackligen Fundament.

Wann lohnt sich der Einsatz wirklich?

Nicht jede Expired Domain ist automatisch ein Glücksgriff – doch in bestimmten Fällen kann sie dir einen echten Startvorteil verschaffen. Entscheidend ist immer: Passt die Domain zu deinem Projekt und ist sie sauber?

Hier sind drei typische Szenarien, in denen Expired Domains besonders nützlich sein können:

Für Nischenseiten mit passender Thematik

Du planst eine neue Seite zum Thema Garten, Ernährung oder Technik – und findest eine alte Domain mit passenden Inhalten, starkem Linkprofil und vertrauenswürdiger Historie?

Dann ist das ideal! Du kannst Inhalte gezielt neu aufbauen und hast vom Start weg:

  • thematische Relevanz
  • Vertrauen durch externe Links
  • schnelleres Crawling & Indexierung

Gerade im Nischensektor sind solche Domains oft unter dem Radar – und dadurch echte SEO-Geheimtipps.

Für Private Blog Networks (mit Vorsicht!)

Erfahrene SEOs nutzen Expired Domains auch für sogenannte PBNs – also eigene Linknetzwerke. Dabei wird die alte Domain mit frischem Content befüllt und verlinkt gezielt auf andere Projekte.

Aber Achtung: Wer hier unvorsichtig oder zu offensichtlich arbeitet, riskiert manuelle Maßnahmen oder Entwertung durch Google. Für PBNs brauchst du Erfahrung – oder du lässt lieber die Finger davon.

Für Redirect-Strategien (301 auf neues Projekt)

Eine bewährte Methode unter erfahrenen SEOs ist der gezielte 301-Redirect: Dabei wird eine Expired Domain dauerhaft auf ein bestehendes Projekt weitergeleitet – z. B. auf eine thematisch passende Unterseite oder Landingpage.

Wichtig für eine erfolgreiche Umsetzung:

  • Thematischer Bezug: Die Inhalte beider Domains müssen fachlich zueinanderpassen. Eine Weiterleitung ohne Relevanz (z. B. von einer alten Casino-Seite auf eine Zahnarztpraxis) wird von Google oft entwertet.
  • Nicht auf die Startseite umleiten: Das wirkt schnell wie Link-Manipulation. Leite gezielt auf inhaltlich verwandte Seiten.
  • Vorab testen: Mit dem Befehl site:domain.de kannst du prüfen, ob Google die alte Domain noch kennt. Sichtbare Seiten im Index erhöhen die Erfolgschancen.

Google bestätigt in der offiziellen Dokumentation: Bei einer korrekt eingerichteten 301-Weiterleitung wird die Linkkraft („Link Juice“) der ursprünglichen Domain vollständig oder teilweise übertragen – inklusive Backlinks und thematischer Signale.

Google bestätigt: Linkkraft wird bei 301-Weiterleitungen übertragen

(Screenshot: Google Search Central – 301 Redirects und Linkübertragung)

Mein Tipp: Nutze diese Taktik nur bei sauber geprüften Domains mit relevantem Backlinkprofil. Wenn du strategisch weiterleitest und die Nutzerintention beachtest, kannst du deinem Projekt damit einen echten Schub geben – ohne gegen Googles Richtlinien zu verstoßen. Eine technische Umsetzung wie diese gehört zu den Grundlagen erfolgreichen technischen SEO.

Checkliste für den Kauf einer Expired Domain

Bevor du eine abgelaufene Domain registrierst oder sogar kaufst, solltest du sie gründlich prüfen – wie einen gebrauchten Wagen vor dem Kauf. Mit dieser 5-Punkte-Checkliste erkennst du auf einen Blick, ob eine Expired Domain Potenzial hat – oder ob du besser die Finger davon lässt:

1. Backlinkprofil prüfen (toxisch vs. sauber)
Schau dir an, woher die Links kommen – und wie sie aussehen. Tools wie Ahrefs, Majestic oder SpamZilla helfen dir, toxische Muster zu erkennen:

  • Viele Links aus .xyz/.ru/.top-Domains = Warnsignal
  • Unnatürliche Ankertexte (z. B. Viagra, Casino)
  • Links aus Foren oder Kommentaren ohne Kontext

Ein stabiles, themenrelevantes Linkprofil ist Gold wert – alles andere kann dich im Ranking bremsen.

2. Thema & Relevanz abgleichen
Passt die Domain wirklich zu deinem geplanten Projekt?
Nur weil eine Domain alte Links hat, heißt das nicht, dass sie thematisch zu deinem Inhalt passt. Prüfe:

  • Welche Themen waren früher auf der Seite?
  • Passen die alten Inhalte zu deiner neuen Ausrichtung?
  • Gibt es offensichtliche Widersprüche (z. B. frühere Erotikseite für eine Gesundheitspraxis)?

3. Vorbesitzer & Historie analysieren
Nutze die Wayback Machine auf archive.org, um dir frühere Versionen der Website anzusehen:

  • War der Content hochwertig?
  • Gab es mehrere Eigentümerwechsel oder Inaktivität?
  • Wurde die Domain in der Vergangenheit missbraucht?

Ein sauberes Vorleben = bessere Startchancen bei Google.

4. In Google suchen: „site:domain.de“
Dieser einfache Test zeigt dir, ob Google die Domain noch kennt oder ob sie komplett vergessen wurde.

Beispiel:
site:meineexpiredseite.de

  • Wenn noch Seiten gelistet sind: Google hat die Domain noch im Index.
  • Wenn keine Ergebnisse erscheinen: Wahrscheinlich wurde sie entfernt oder entwertet.

5. Spamcheck mit Tools (SpamZilla, Majestic, Ahrefs)
Ein letzter Schritt: Lass die Domain durch professionelle Spam-Checks laufen. Achte auf:

  • Trust Flow vs. Citation Flow (Majestic)
  • Spam-Score (z. B. bei Moz)
  • Anchor Text Ratio
  • Manuelle Blacklist-Einträge

Wenn eine Domain diesen Check besteht, hast du eine gute Basis – und kannst mit klarer SEO-Strategie loslegen.

Eigene Erfahrung: So wurde aus einer alten Domain ein profitables Online-Magazin

Screenshot der Wayback Machine zeigt die Archivierung der Domain tu.tv seit 2004. Die Grafik belegt die langjährige Webhistorie als Beweis für die Glaubwürdigkeit und SEO-Stärke der Expired Domain.

Ich kenne das Thema Expired Domains nicht nur aus der Theorie – sondern auch aus der Praxis. Ein alter Freund von mir hat im Jahr 2020 eine alte Domain gekauft: tu.tv – ein ehemaliges spanisches Videoportal, das bereits seit 2007 online war. Er zahlte damals über 3.000 $ – ein stolzer Preis für eine abgelaufene Domain. Aber es hat sich gelohnt.

Die Domain hatte zu diesem Zeitpunkt bereits:

  • eine extrem starke Domain Authority (DA 85),
  • über 1 Million eingehende Backlinks,
  • Und war im spanischsprachigen Raum bereits als Marke etabliert.

Er hat die Domain komplett neu aufgebaut – heute läuft darauf ein modernes Online-Magazin mit regelmäßigem Content. Und das Beste: Er verkauft dort bezahlte Blogartikel für nur 25 $ pro Stück – mit über 500 verkauften Beiträgen bislang.

Das zeigt: Mit einer gut geprüften Expired Domain kannst du nicht nur schneller bei Google sichtbar werden – du kannst dir auch ein echtes Geschäftsmodell aufbauen. Natürlich musst du dabei mit Bedacht vorgehen, und Google duldet nicht jedes Vorgehen. Aber wer Qualität liefert, die Domain sauber aufzieht und gezielt monetarisiert, kann mit so einem Projekt langfristig gutes Geld verdienen.

Fazit: Mit Verstand kann eine alte Domain der perfekte Start sein

Expired Domains sind kein Wundermittel – aber ein spannendes Werkzeug für den richtigen Zweck. Wer genau prüft, sauber arbeitet und das Thema zur Domain passt, kann sich damit Monate an SEO-Aufbau sparen. Wer allerdings auf Masse statt Klasse setzt, riskiert das Gegenteil: schlechte Rankings oder sogar eine Google-Abstrafung.

Wenn du mit einer Expired Domain starten willst: Sei kritisch, denke strategisch – und setz auf Qualität statt auf Schnäppchen.

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